Freitag, 6. Oktober 2006

eigenes Gedicht Nr.54 - Was

Wohin wirst du reisen
Wenn du ausgeträumt hast
Wohin führt dich
Erwachen

Wohin wirst du wenden
Deinen Blick
Der immer nur in dich
Gesunken

Was wirst du
sehen

Donnerstag, 5. Oktober 2006

Bla

Leben?
Das, was da so
An dir
Vorrüberzieht?

Leben?
Das, was die
Um dich
So lachen lässt?

Leben?
Das, was so
Leicht oder auch
So schwer
Sein soll?

Leben?
Warum nicht?
Mehr aber:
Warum?

eigenes Gedicht nr. 53 - Sekundenbild

Es ist still
Unendlich still
Es ist als ob
In dieser Stille
Nichts sich
Rühren will

Es ticken nur die Zeiger
Einer fernen Uhr
Laut
Vor sich hin.

Mein Herz
Tickt mit und
Steht doch.

...Still.

sinnfrei

atemlos.
atemlos, atme - los!
atemlos, so ... at ... em
...losa t e m l o s
...at em o so atme! o so atme! o los! o!
o.. om. a t ... om
atom. atom. om. atom - om. los a! ...tme sal to atom
salto-atom.
atom-
salto.

eigenes Gedicht nr. 52 - [...]sinnfrei

Ich habe kein Herz.
Da, wo es sein sollte,
sticht [...] mit seinen
durchsichtigen
Spitzen {...} tief
in mich
hinein und niemals,
- nie
dringt irgendetwas
davon [...]
[...] hinaus.

eigenes Gedicht nr. 51 - Blutroter Himmel

Blutroter Himmel
Unter dir
Da liegen
Tote Blätter
Und begraben
Unter ihnen
Totes Gut:
Der Gedanken
Blutroter
Himmel

eigenes gedicht nr. 50 - Du bist

Du bist mir so sehr Geheimnis
Wie die Kehrseite des Mondes
Du bist mir so sehr Fremde
Wie ein Land, das ich nie sah
Du bist mir so sehr Rätsel
Wie eine Schrift, die ich nie lernte.

Du bist mir so sehr Offenbarung
Wie der Blick in die Spiegelung eines Sees
Du bist mir so sehr Nähe
Wie die Haut an mir
Du bist am meisten Antwort
Auf jede Frage in mir.

eigenes gedicht nr. 49 - ganz allein

nicht dir gehören
aber zu dir gehören
nicht dein sein
aber teil sein
und wenn ganz allein
dann doch ganz allein
dein sein

Montag, 2. Oktober 2006

eigenes gedicht nr. 48 - nur heute nacht

bleib nur noch
heute nacht
noch
heute nacht
und
länger nicht
nur
- jetzt -
sei da
denn so lange
du da bist
ist mir
das morgen
egal

eigenes gedicht nr. 47 - ich hab dich lieb

ich kann nicht oft genug sagen
ich hab dich lieb
denn
ich hab dich lieb
und noch mehr
und noch mehr
und
noch
mehr

eigenes gedicht nr. 46 - der richtige moment

zu wissen
nicht hier
aber dort

zu wissen
- jetzt -
beginnt
gleich

zu wissen
und zu hoffen
oder´
zu hoffen
ohne zu wissen

vielleicht
nicht jetzt
aber dort

vielleicht
nicht gleich
aber irgendwann
- jetzt -

eigenes gedicht nr. 45 - seefahrer

Nun bist du armer, alter Mann
Durch stürmend' Meer so weit gefahr'n
Kamst immer irgendwo dann an
Fingst dann zu segeln wieder an

Das Meer war Freund, war Feind dir auch
Das Segel brannte - wurde Rauch
Das Holz des Schiffes brannte auch
Verlor sich dann im Meer, im Rauch -

Nun bist du armer, alter Mann
Druch stürmend' Meer so weit gefahr'n
Kamst immer irgendwo dann an!
Fingst dann zu segeln wieder an.

Nun armer, alter, kranker Mann
Lass seh'n, wer besser schwimmen kann
An Land hat's dir nicht so gefallen
Nun teilst du Welt mit Fisch und Quallen.

eigenes gedicht nr. 44 - Komponistenversteck oder : Wartezeit

Mo zartlich Gefährt
Nun bist du schon weg
De Buss yst schon fort
Ohn' mich fernen Ort's

Seh nicht mehr schön Berg
Nun steh ich allein
Wind weht über's Beet
Hov endlich nicht lang

Ist's mir doch so kalt
Gefriert doch sonst Blüte.
Ravel ich mich auf?
Dort fließt noch ein Bach.

Mess i an den Bach?
Pag an ni ni niiicht! So
Hart. Das gibt keinen Sinn.
Führt nirgends mich hin.

Ach, mo zartlich Gefährt!
Nun bist du schon weg.
De Buss yst schon fort.
Ohn' mich fernen Ort's.

Wollt' seh'n doch schön Berg
Nun steh ich allein
Wind weht über's Beet
Hov endlich nicht lang.

Gefriert doch sonst Blüte.
Und mir ist so kalt.
Ravel ich mich auf?
Mo zartlich Gefährt'
Kommt ja bald.

eigenes gedicht nr. 43 - narrengesang

Die Dichter, sie treiben's bis an ihre Enden
Niemals sich jemandem zuzuwenden
So sie dann klagend und einsam enden
Halten sie viel Geschrieb'nes in Händen.

Manch einer schreibt -
nur so zur Freude
Doch ist was heute gelesen
Schon morgen gewesen.

Manch einer schreibt -
Aus tiefstem Leid
Und wie er schreit!
Sich so befreit!

Und dann?
Starrt ihn sein Leid
Aus Buchstaben an.
Oh! Narrengesang!

Manch einer scheribt -
Über verlorene Liebe
Ach, wenn sie doch wenigstens
In Worten ihm bliebe!

Manch einer schreibt -
Weil er's halt kann
Weiß gar nicht warum
Fängt einfach mal an

Manch einer schreibt -
Über die schöne Natur
Über die weite Flur
Und die Jahresuhr.

Ach, das ist wahrlich
Lieblich' Gesang!
Wohliger Klang
Neblig und warm.

Manch einer schreibt
Über die, welche schreiben
Darüber kann man sich
Ausgiebig 's Maul zerreißen

Der eine schreibt gut
Der and're schreibt schlecht
Dem einen tut's gut
Dem and'ren wird schlecht

Dem einen macht's Mut
Den andern packt Wut
Dem einem ist's Recht
Dem andern nicht so

Den einen macht's froh
Der andere weint
Der andere klagt
Dass es sich nicht reimt

Der andere jammert
Über den holpernden Rhythmus
Weil das doch wie ein Bach
Muss das fließen!

Und was ist das nur
Für eine Orthographie
Sag Rechtschreibung wohl
Lerntest du nie?

Hihi - hihi

Die Dichter treiben's bis an ihre Enden
Sich vom Gejammer der Welt abzuwenden.
So schreiben sie singend und lachend zugleich
Ihr seid an Gejammer und dessen Worten reich.

Ich aber singe.

eigenes gedicht nr. 42 - buntgemischt

Das war ein großer Topf
In den ich griff
Und ziemlich wenig
Das ich begriff

Das war ein ziemlich schlechter Lehrer
Der mich lehrte
Und mir des Kochens Geheimnis
Verwehrte

Das war eine ziemlich irre Fahrt
Mit diesem halbgaren Brei
Und ob Obst oder Gemüse
Schien so ganz einerlei

Das war ein großer Topf
In den ich griff
Und ziemlich wenig
Das ich begriff

Bis mich ein leiser Gedanke
Beehrte
Und mich zum guten Koch
Bekehrte:

Nicht allerlei viel
Doch einerlei gut
Schmeckt doch Gemüse
Mit Obst nicht sehr gut.

eigenes gedicht nr. 41 - blaue welt

Blaue Welt
Voller Weisheit
Lieblich
In deinem Gesang
Schlägt in dir doch auch nur
Der Menschen Gesang
Des Herzens guter
Und böser Klang.

eigenes gedicht nr. 40 - fernweh

Der Tag
Beginnt mit dem Gruß
Des Windes -

indes

Die Sonne ihr Aug'
Übers Dunkel wirft.

Verschlafen erheben sich
Aus ihren Träumen
Die Dächer.

In der Nacht
Suchten nachtheimische Tiere -
Mit ihren Liedern - die
Sehnsucht in dir
Zu stillen.

Weit hinter den Dächern
Ruht weise das Meer.

Dort-

hinein
In die Ferne
Sehnst du dich
So sehr.

eigenes Gedicht nr. 39 - seefahrer

Wohin, guter Mann
Lenkst du dein Schiff
Umsegelst mit sicherer Hand
Das Riff

Wohin, guter Mann
Führt dich dein Blick
Immer nur vor
Oder auch mal zurück

Wohin, guter Mann
Lenkst du dein Schiff
Und wo, guter Mann,
Und wann
Kommst du an?

eigenes gedicht nr. 38 - stundenblackout

Was war
Zwischen
Gestern...

...

Und heute
Sind mir
Die Stunden

Entfallen

Ich bin ja...
Es ist schon

Vorbei

eigenes gedicht nr. 37 - fortgang

im kalten regen
deine warme hand
berühren
und wenn der nebel sich
um unsre
körper legt
den wind
deines atems
spüren
wenn die stille
zu laut wird
in ihr das pochen
deines herzens
als takt der welt
fühlen
und mit dir
die welt
beschreiten

eigenes gedicht nr. 36 - vielleicht

vielleicht
bist du nur ein traum
und brauchst mich
um überhaupt
zu sein

vielleicht
bist du nur ein traum
und ich brauche dich
um überhaupt
zu sein

eigenes gedicht nr. 35 - nur heute

nur nicht
hänge dein leben
an mich

nur nicht
träume dein leben
mit mir

träume nur heute
mit mir
als gäbe es
kein morgen

eigenes gedicht nr. 34 - vom kleinen glück

vielleicht
nicht das große glück
mit dir
nur ein bisschen
vom kleinen
und vom kleinen
noch ein bisschen
mehr

vielleicht nicht
das große glück
mit dir
doch viel leichter
vom kleinen
und vom kleinen
noch ein bisschen
mehr

Sonntag, 1. Oktober 2006

erich fried nr. 26 - als kein Ausweg zu sehen war

Die umherirren
und sagen noch
daß sie wissen
das sie umherirren
und daß sie noch sagen wollen
was sie in ihrem Umherirren sehen
wenn sie
noch etwas sehen
die haben noch etwas zu sagen

Nämlich das sie nichts sehen
wenn sie nichts sehen
und das sie etwas sehen
wenn sie etwas sehen
und das sie umherirren
weil sie nicht wissen wo
oder ob überhaupt noch
ein Weg der kein Irrweg ist
ist

Und vielleicht ist dann ihr Umherirren gar kein so arges
Umherirren wie das derer die nicht sagen
daß sie wissen daß sie umherirren
und die nicht sagen wollen was sie dabei sehen
oder wenn sie nichts sehen nicht sagen wollen
daß sie nichts sehen
weil sie nicht sehen wollen
daß sie umherirren
und daß es vielleicht keinen Weg gibt

eigenes gedicht nr. 33 - du

wenn ich dich doch
vergessen habe
und das habe ich
warum bist du dann
noch da obwohl du doch
nicht da bist

wenn ich dich doch
vergessen habe
und sowieso auch
kein bisschen brauche
warum sehe ich dann nur
was ich nicht habe
wenn mir alles glück
geschenkt sein will
fehlst doch noch
du

eigenes Gedicht nr. 32 - kälte

und ist es nicht merkwürdig
dass obwohl wir uns
so sehr berühren
uns dennoch
kaum noch spüren -

und ist es nicht
fast schon verwirrend
dass innen
und außen
niemals gleichsam warm

im außenwinter
hält die heizung warm
doch was wärmt
innenwinter

Erich Fried Nr. 25 - Gedichte lesen

Wer
von einem Gedicht
seine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen

Wer
von einem Gedicht
keine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen

eigenes gedicht nr. 31 - gleichgültigkeit

ist es nicht schade
dass über die kälte
in deiner stimme
sich zu beschweren
so unnötig geworden ist
weil deine kalte stimme
in mir nur auf
kälte stößt und so
kalten wir uns an und
erkälten uns.

Freiflug

"Lass mich frei," sprach der Vogel und blickte in die müden, starrenden Augen und flatterte wild mit den Flügeln oder: "Komm, flieg mit mir, sieh - der Wind ist so schön, fühl doch - wie er mit dir spielen will, dich tragen will, dich einlädt, mit ihm zu tanzen, wie er sanft und neckend deine Federn umwirbeln will und wäre es nicht schön ein Mal in Wolken zu tauchen?" Und die müden, starrenden Augen erwiderten, den kleinen Vogel in den Händen haltend, so dass er nicht fliegen konnte: "Doch der Käfig ist sicher, hier kann dir nichts passieren. Ich pass hier auf dich auf. Hier geht es dir gut. Was willst du schon mit dem Wind? Der Wind ist gefährlich, er bringt dich um. Sei dankbar, dass es dir hier so gut geht. Dass ich dir täglich dein Futter reinstelle und was zu trinken. Und manchmal schaue ich dich an." Und die müden Augen schlossen die Käfigtür, ohne zu sehen, vermutlich weil sie so müde waren vom Besorgen des Futters.

Randmensch

Ich stand an jenem Morgen am Fenster und schaute hinaus. Das Herz tropfte mir über die Hand und am Wegesrand {unten} tummelten sich Menschen, eilten geschäftig vom einen zum andern {Rand}, in der Mitte blieb nie einer stehn - völlig außer Rand und Band rannten sie als wären ihre Augen verbunden, schauten sich dabei [] - an. [Kein einziges Mal]. Beobachteten sich nur - still und heimlich. Ich tat es wie sie, schaute zu wie sie rannten und das Herz tropfte - mir aus der Hand, sprang hinunter und wurde dort zertreten von Füßen, die liefen und rannten, durch sich hindurch, über sich hinweg vom einen zum andern Rand - {nicht} - Menschen. Und die Tauben saßen - auf den Diebeln der Dächer und mit ihrem Dreck tropfte mein Herz - auf die Straße.

Was es ist?

Es ist ganz einfach: Es ist ein, unter einem weichen Kissen, ersticktes Herz. Es ist ein, aus Mangel an Luft, erstickter Schrei. Es ist eine fast schon verheilte Wunde, die aber dennoch leise, still und gelegentlich schmerzend vor sich hin eitert. Es rauscht wie eine Welle, der man verboten hat, sich aufzubäumen und das Meer wundert sich, um das fehlende Geräusch der Brandung, wundert sich, warum der Aufprall auf die Felsen, die schäumende Gischt, ausbleibt.

Was es ist?

Es ist ganz einfach: Es ist gewollt vergessen und dennoch ständig präsent.

Was es ist?

Es ist fast nichts. Es ist eine Wunde, für deren Schmerz ich taub geworden bin, eine Narbe, die nur noch selten rosafarben schimmert, es ist ein Herz, das nur noch selten fühlt.

eigenes Gedicht Nr. 30 - unpassend

um so ernst zu sein, bin ich zu jung
doch zu ernst, um jung zu sein,
ich bin zu klein, um große Worte zu spucken,
und zu groß, um kleine Fragen zu stellen,
doch um verstehen zu können, bin ich zu dumm.
in mir ist es zu laut, und doch kommt nichts an,
ich forme ein Lächeln, doch in mir schreit es,
mich zerreißt es,
ich bin zu jung, um verstehen zu können,
zu klein, um so ernst zu sein,
bin zu dumm, um große Fragen zu stellen,
und zu groß, um jung zu sein,
verstehe es nicht, große Worte zu spucken,
in mir ist es zu laut, doch kommt nichts an,
ich möchte schreien und forme ein Lächeln,
es zerreißt mich, doch ich schweige.

eigenes Gedicht Nr. 29 - Nur mit dir

Aber ich wäre gerne
Bei dir
Nur bei dir
Und immer
Bei dir

Ich würde nicht mehr rennen
Nicht vor dir
Nie
Vor dir

Ich würde lieben lernen
Was dein ist
Nur dein
Und einzig
Dein

Ich würde fragen lernen
Und wissender sein
Mit dir
Nur mit dir
Und immer
Mit dir

Ich würde
Kosten wollen
Ein bisschen von dir
Mehr
Von dir
Weil ich dein sein will
Nur dein
Und immer
Dein

Ich würde
Tanzen wollen
In deinem Lächeln
Versinken
Tanzen wollen
Mit dir
Nur mit dir
Und immer
Mit dir

Erich Fried Nr. 24 - Einerlei

„Nichts was nicht neu ist“
sagt ihr:
„Das Alte langweilt“

Nun gut:
Es wurde schon einmal
gelebt
Es wurde schon einmal
geliebt
Es wurde schon einmal
gerufen
zum Aufstand

Es wurde schon einmal
gebangt um ein krankes Kind
schon einmal ein Kampf
um das Recht und die Freiheit
verloren
Es wurde schon einmal
alt geworden
gestorben

Also lohnt es sich nicht mehr
für uns
zu leben zu lieben
uns aufzulehnen
zu hoffen
zu bangen
zu altern
zu sterben

Das alles ist nicht mehr neu
Das langweilt
euch Tote

eigenes Gedicht Nr. 28 - bitte

Bitte dich hier
bei mir
länger
und noch ein bisschen
länger
und nur noch
ein bisschen
damit
in deiner umarmung
mein herz sich
wieder spürt

Erich Fried Nr. 22 - Frau Welt

Ich bin
zur Welt
gekommen
und bin nun
endlich so weit

laut
zu fragen
wie ich
dazukomme
zu ihr zu kommen

Sie kommt
und sagt leise:
Du kommst nicht
du bist schon
im Gehen

Erich Fried Nr. 23 - Suchaktion

Zuletzt
sucht wieder
nur noch
die Lüge
die Wahrheit

geduldig
bei Tag
und bei Nacht
um sie
beiseite zu schaffen

Erich Fried Nr. 21 - Redefreiheit

„Ausreden
lassen!“
Was heißt das?
Wem
oder
wen?

Oder heißt es
einen
ausreden lassen
und ihm so
keine Ausreden lassen?

Erich Fried Nr. 20 - Enthüllung

Was sich
verkleidet
als Neugier
ist dann
nackt
nur
die alte Gier

Erich Fried Nr. 18 - Kein Unterschlupf

Nicht sich verstecken
vor den Dingen
der Zeit
in die Liebe

Aber auch nicht
vor der Liebe
in die Dinge
der Zeit

Erich Fried Nr. 19 - Fester Vorsatz

denn wir wollen uns
nicht nur herzen
sondern auch munden
und hauten und haaren
und armen und brüsten und bauchen
und geschlechten
und wieder handen und fußen

Erich Fried Nr. 17 - Kleine Frage

Glaubst du
du bist noch
zu klein
um große
Fragen zu stellen?

Dann kriegen
die Großen
dich klein
noch bevor du
groß genug bist

Erich Fried Nr. 16 - Angst und Zweifel

Zweifle nicht
an dem
der dir sagt
er hat Angst

aber hab Angst
vor dem
der dir sagt
er kennt keinen Zweifel

Erich Fried Nr. 16 - Zusätzliche Bedingung

Wichtig
ist nicht nur
dass ein Mensch
das Richtige
denkt

sondern auch
dass der
der das Richtige
denkt
ein Mensch ist

Erich Fried Nr. 14 - Liebesbeziehungslosigkeit

Manchmal
liebe ich
eine Zeile
eines Gedichtes
das ich geschrieben habe
als hätte ich sie geschrieben

Ich weiß sogar
ich habe sie geschrieben
Aber das hilft mir nicht
denn ich schreibe sie jetzt nicht

Die Zeile
die ich liebe
liebt mich nicht wieder

Erich Fried Nr.15 - Eigentlich keine Art

Eigenartig
wie das Wort eigenartig
es fast als fremdartig hinstellt
eine eigene Art zu haben

Erich Fried Nr. 13 - Auf der Suche

Nacht für Nacht
suche ich Trost und Ermutigung
in den Gedichten
Toter und Lebender

Nacht für Nacht
enttäuschen mich ihre Gedichte
weil ich in ihnen so wenig
Trost und Ermutigung finde

Nacht für Nacht
helfen mir ihre Gedichte
weil sie Ermutigung suchten
und Trost wie ich

Erich Fried Nr. 12 - Das Herz in Wirklichkeit

Das Herz
das gesagt hat
"Laß dir nicht bang sein um mich"
friert
und ist bang um die
der es das
gesagt hat

Erich Fried Nr. 11 - Volle Entfaltung

Die das Leben lieben
sagen oft nur
sie lieben eine Frau
oder ihren Schoß
oder ihre Stimme
oder sie lieben den Duft
von frischgebackenem Brot
oder ein altes Haus
oder die Sonne am Abend
Da bedeutet Liebe
vielerlei aber immer
eigentlich auch
daß sie das Leben
lieben
Die nicht
das Leben lieben
sondern nur die Idee
das Leben zu lieben
sagen laut
sie lieben das Leben
die Größe der Natur
und die Menschheit
die ihrer Herr wird
Um dieser Liebe willen
nehmen sie es dann auf sich
die die das Leben geliebt haben
umzubringen

Erich Fried Nr. 10 - Aber solange ich atme

Auch was
auf der Hand liegt
muss ich
aus der Hand zu geben
bereit sein
und muss wissen
wenn ich liebe
dass es wirklich
die Liebe zu dir ist
und nicht nur
die Liebe zur Liebe zu dir
und dass ich nicht
eigentlich
etwas Uneigentliches will
Aber
solange ich atme
will ich
wenn ich den Atem
anhalte
deinen Atem
noch spüren
in mir

Erich Fried Nr. 9 - Zum Beispiel

Manches
kann lächerlich sein
zum Beispiel
mein Telefon
zu küssen
wenn ich
deine Stimme
in ihm gehört habe
Noch lächerlicher
und trauriger
wäre es
mein Telefon
nicht zu küssen
wenn ich nicht dich
küssen kann

Erich Fried Nr. 8 - Wo lernen wir?

Wo lernen wir leben
und wo lernen wir lernen
und wo vergessen
um nicht nur Erlerntes zu leben?
Wo lernen wir klug sein
die Fragen zu meiden
die unsere Liebe nicht einträchtig machen
und wo
lernen wir ehrlich genug sein
trotz unserer Liebe
und unserer Liebe zuliebe
die Fragen nicht meiden?
Wo lernen wir
uns gegen die Wirklichkeit wehren
die uns um unsere Freiheit
betrügen will
und wo lernen wir träumen
und wach sein für unsere Träume
damit etwas von ihnen
unsere Wirklichkeit wird?

Erich Fried Nr. 7 - Spruch

Laß die wilden Tiere
in Ruh:
Keines mordet
wie du

Erich Fried Nr. 6 - Lebendig?

Einer behauptet
er lebt
und will das beweisen
indem er sagt
er hat gegessen
gelacht
getrunken
und fast geweint
Das
beweist nichts
Das haben
auch alle
die tot sind
getan

Erich Fried Nr. 5 - Aufhebung

Sein Unglück
ausatmen können
tief ausatmen
so daß man wieder
einatmen kann
Und vielleicht auch
sein Unglück
sagen können
in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte
Und weinen können
Das wäre schon
fast wieder
Glück

Erich Fried Nr. 4 - Was ist Leben?

Leben
das ist die Wärme
des Wassers in meinem Bad
Leben
das ist mein Mund
an deinem offenen Schoß
Leben
das ist der Zorn
auf das Unrecht in unseren Ländern
Die Wärme des Wassers
genügt nicht
ich muss auch darin plätschern
Mein Mund an deinem Schoß
genügt nicht
ich muss ihn auch küssen
Der Zorn auf das Unrecht
genügt nicht
Wir müssen es auch ergründen
und etwas
gegen es tun
das ist Leben

Erich Fried Nr. 3 - Inschrift

Sag
in was
schneide ich
deinen Namen?
In den Himmel?
Der ist zu hoch
In die Wolken?
Die sind zu flüchtig
In den Baum
der gefällt und verbrannt wird?
Ins Wasser
das alles fortschwemmt?
In die Erde
die man zertritt
und in der nur
die Toten liegen?
Sag
in was
schneide ich
deinen Namen?
In mich
und in mich
und immer tiefer
in mich

Erich Fried Nr. 2 - Dich

Dich nicht näher denken
und dich nicht weiter denken
dich denken wo du bist
weil du dort wirklich bist
Dich nicht älter denken
und dich nicht jünger denken
nicht großer nicht kleiner
nicht hitziger und nicht kälter
Dich denken und mich nach dir sehnen
dich sehen wollen
und dich liebhaben
so wie du wirklich bist

Erich Fried Nr. 1 - Fügungen

Es heißt
ein Dichter
ist einer
der Worte
zusammenfügt

Das stimmt nicht

Ein Dichter
ist einer
den Worte
noch halbwegs
zusammenfügen

wenn er Glück hat

Wenn er Unglück hat
reißen die Worte
ihn auseinander

eigenes Gedicht Nr. 27 - Wer dich ruft

Singen Vögel Todeslieder
Verbrennen Monde Augenlider
Trägt wohl der Tod ein
lachend Gesicht..

..Ist Ruh und sanft
Oder Qual und Leid
Trägt goldnes Kleid
Oder schwarze Fetzen
Kommt still daher
Oder bereitet Schmerz
Und Entsetzen
Ist groß und warm
Oder gemein und kalt

Frier ich hier
Oder dort
Leid ich hier
Oder dort..

..singen Vögel nicht mehr
Todeslieder
Verbrennen Monde nicht mehr
Augenlider

eigenes Gedicht Nr. 26 - Mensch

Ich bin ein Mensch
Anders als du
Ich treffe meine Entscheidung
Anders als du

Ich fühle, ich denke
Anders als du es tust
Ich sehe und höre
Was du nicht siehst und nicht hörst

Ich kämpfe und leide
Wo du nur lachst
Ich weine und schreie
Wo du nur schweigst

Ich gehe und falle
Wo du aufrecht stehst
Ich verzweifle und hoffe
Wo du sicher bist

Ich bin ein Mensch
Anders als du
Und anders als sie
Und darum bitte ich dich

Hör mir doch
Nur ein Mal zu

Ich möchte fragen
Um zu verstehen
Und reden
Um mich zu erklären

Und bitten
Dass du mich nimmst
Wie ich bin
Ein Mensch

Der fühlt und hofft
Und leidet und liebt
Und verzweifelt und kämpft
Wie du und doch

Ein Mensch
Anders als du

eigenes Gedicht Nr. 24 - Apokalypse

Was du gewünscht
Warum hast du es nicht getan
Hattest du doch
Die Waffe in der Hand
Im Herzen den Plan

Alles ist zerstört
Alles ist hässlich
Ich lege Glas
Zum Schlafen neben mich
Und würde gerne schneiden
Bis ans Herze vor

Erklär mir das Kind
Welches böse Pläne schmiedet
Erklär mir das Kind
Welches sein Heim zerstört
Erklär mir das Kind
Welches hat so eine Macht

Alles ist zerstört
Alles ist hässlich

Jedes Wort der Liebe
Verdorrt zu grauem trüben Dreck
Jeder Strahl der Sonne
Versengt mein Herz
Jeder Rose Blüte
Zerfällt zu Staub
Jeder Blick der sich öffnet
Bald schon erblindet

Frag ich weiter
komm ich zurück
Denk ich zurück
komm ich nicht weiter
Ich bleibe stehn
Und drehe mich

eigenes Gedicht Nr. 25 - Eine Frage

Hättest du
um die Zartheit gewusst
Hättest du dann geflüstert

Hättest du
Um die Zerbrechlichkeit geahnt
Hättest du dann
Deine Faust geöffnet

Hättest du darum gewusst,
dass Worte
aus dem Moment geboren
In die Ewigkeit geschrieben

Hättest du dann
Einem jedem Wort aus Wut
Eins des Trostes
hinterher geschickt?

Hättest du
Um deine Macht gewusst
Hättest du dich dann schwach gemacht

Damit was schwach ist
wachsen kann?

eigenes Gedicht Nr. 23 - Sich Hoffnung sprechen

Wieg zum Schlafe sacht dich ein
Lass Sorgen ruh'n und Frieden sein
Nimm dankbar hin, was dir geschenkt
Magst glauben, es sei gottgelenkt

Erfreue dich und schöpfe Kraft
Die Nacht ist Tag, der Tag ist Nacht
Was mag ein leises Wort verrichten
Das Seelenchaos still zu schlichten

Vermagst zu seh'n ein warmes Licht
Dass durch der Nächte Äste bricht?
Die dich mit Würgegriffen hielten
Mit dir ein bitter Spiele spielten

Vielleicht liebst du die Nacht auch sehr
Gibst lieber sie nicht wieder her
Ist sie doch Schutz, ist sie doch weich
Ist sie doch dein so sicher Reich

Und lässt das Herz sich quälen still
Weil es doch leben auch nicht will
Weil es von Tönen, Farben, Bildern voll
Nicht weiß wohin's sich wenden soll

Bist einsam doch in all der Fülle
Zu viele Tön', zu groß die Stille
Doch einmal klag' und jammre nicht
Was wär' ohn' Dunkel denn das Licht.

eigenes Gedicht Nr.22 - deprimere = niederdrücken

Viel zu schnell verdunkelt sich
Was einst erstrahlte hell im Licht.
Die Nacht bricht viel zu früh herein
Hüllt alle Herzensfreuden ein.

Und Seufzer schwer entfliehen so
Dem wankend Herz, war es doch froh
Und wiegt jetzt schwerer noch als schwer
Und plagt sich wieder, ach, so sehr.

Wo kommt nur diese Sehnsucht her
Wieso zerreißt's das Herz so sehr
Durch Nebelschwaden wander ich
Durch Dickicht schwer und ohne Licht.

Seh' nicht wie weit, wohin, wozu
Und gäb' dem Herz' gern seine Ruh'.
Und dunkler Nebel fällt schwer nieder
Heißt mich zuhaus' willkommen wieder.

eigenes Gedicht Nr. 20 - Lebensgedicht

Und unterm Lichterglanz vollführen
Schmetterlinge ihren Tanz.
Mit dir, mit dich und du, umkreisen und
umspielen sich und ihre Farben
Strahlen hell, verklingt auch noch so
Drohendes Gebell -
Der Schleier dieser Nacht
ist sanft, wirft dich liebkosend
sich um dich, verklungen sind in
ferne Weiten
lockend Rufe alter Angst -
Es bricht an matten Scheiben sich
Das Licht. Hier stehst du, Herz
Es lockt das Leben, trüb sind noch
Die Augen, milchig noch das Licht
Und totenbleich noch
Das Gesicht, doch Leben seine Zeilen
Deutlich spricht.

eigenes Gedicht Nr. 21 - Zu Grabe gebracht

Wohin eilst du wohl so geschwind
In dieser Nacht im stürmend Wind
Was treibt dein Herz so ruhelos
Was plagt es denn so gnadenlos

Wohin ruft dich der Glocken Klang
Welch Weg eilt nun dein Herz entlang
Welch Geister rufen dir schon wieder
Einschmeichelnd ihre Klagelieder

Scheint auch der Mond dir nicht mehr hell
Was dringt von Ferne für Gebell
Was treibt sich hier in dieser Nacht
Was Taglicht nie hervorgebracht

An welchem Grabe stehst du nun
Was legst du hin, dass es soll ruhn
Bedeckst dein Herz mit Erde wieder
Und blutrot scheint der Mond hernieder.

eigenes Gedicht Nr. 19 - Des Wandrers Klage


Tausend Jahre wander ich
Mit Säcken schwer und voller Last
Geschultert über einen Rücken krumm
Durch Feld und über Wege
Voller Steine stolpernd stumm
Schick ich die Seelenklage
Hoch zum Mond
Und sing den Sternen
Still mein Lied -
Des Wandrers Leid, der
Schritt für Schritt
Gebeugt und stöhnend und gehüllt
In ein zefetztes Kleid
Lässt Blut aus seinen Wunden tropfen
Begießt so Steine und auch Blumen
Schickt dann der Sonne seine Klage:
Verbrenne mir, verbrenne mich -
Das Herz!
Der Mond will hörn mich nicht
Und Sterne singen nicht
Die Blumen sterben mir
Bei jedem Schritt
Doch werfen kann ich nicht
Verbrenne mich, verbrenne mir
Das Herz!

eigenes Gedicht Nr. 18 - paint my tears

So I took my umbrella and
Caught up the colours which
Fell down from a rainbow
Sparkling
And glittering

And in my umbrella I
Had saved so many tears which
Rained down from a heart
Aching for
[...]

And in my umbrella tears
Were gently covered with
Velvet colours of

A rainbow
Sparkling
And glittering

eigenes Gedicht Nr. 16 - vielleicht

ich möchte mir dir reden
über beethovens abgründe
und donnergegrummelgemurmel

und schrille passagen
die nicht so recht passen
du sagst wir gehen nach wien

und packen abendkleider aus
und ziehen stöckelschuhe an
und tun so als ob

ihr sagt traumwelten
ich sage warum nicht
und erzähle was

von dieser dimension
die mir die welt
und gleichsam kampf ist

und vielleicht sinke ich nieder
und weine jede Anstrengung
aus mir heraus

nach diesen paar stunden
in welchen die welt
bunt und voll leben

strahlt über sich hinaus
und dann kehr ich
vielleicht zurück

vielleicht zurück
vielleicht
zurück

weil ich halt
träumerin und lieber
träumend bin

eigenes Gedicht Nr. 15 - Stimmungsbild

Ich schweige mich in die Fäden
Der Stille hinein.
Ich bedecke mich mit welken Blättern
Und mit dem Kalt des
Frühlingsschnees.
Ich erstarre und weine Stalaktitentränen
In mein Herz.

eigenes Gedicht Nr. 13 - Nun, da dich die Nacht umhüllt

Nun, da dich die Nacht umhüllt
falln deine Augen
in das Licht hinein.
Luft hältst du in den Händen
Und Kälte dringt
bis an die Knochen vor.
Nur deine Phantasie malt
Engel über Liebende.
Aus deinem Herze wachsen
Scheiben kalt aus Glas, an die du
deine Hände legst.
Nebelworte formen sich ´
aus diesem pochend Atem
und nur das Schweigen
weiß um sie.

eigenes Gedicht Nr. 14 - Wann

Wann nur
hört die Reise ins
Innen auf - - -
mir fallen - die Augen
- in den Schlaf
Und die Träume - purzeln
aus mir - raus
ich bleibe
leer ´
zurück

eigenes Gedicht Nr. 12 - Unter strahlenden Bäumen

Als ob unter strahlenden Bäumen
Für taube Ohren die Lieder gesungen:
Kein Moos würde wachsen -
und Unkraut vergehn. Kein Pfeil
würde das Herz jetzt noch treffen und kein Tropfen
Sich über nichts ergießen. Wie viele Inseln voller Leben
Du zu erbauen dennoch wüsstest, darauf
mit bunten Liedgesängen
wild Farben wachsen ließest... (Hier)
unter strahlenden Bäumen
Wächst Dunkelheit.

eigenes Gedicht Nr. 10 - Ausbruch

Ich werde mit dem lauen Winde
Zu einem Orkan werden
Und über eure falschen Worte hinwegfegen
Und mit Gelächter werde ich
Durch eure Tränen gehn
In weißem Kleide werde ich erwachen
Und von der Seele wischen mir
Das Rot.

eigenes Gedicht Nr. 11 - Träume

Sieh wie sie zahlreich sich noch tummeln
Und aus den Sternen fallen sie
In einen leeren Raum.
Der Himmel malt sich bunt von
Tiefgrau bis zu strahlend blau
Und in dem violetten Schimmer
Stürzt leis' ins Nichts ein Wort hinab. (Und)
Trugen noch die vielverzweigten Äste
Reichtum glänzend einst am Stück.
Am Ende bleibt ein Wort, ein Nichts
Und Schweigen senkt sich tief
Mit einem Seufzen in die Leere.

eigenes Gedicht Nr. 9 - ...?


Sie waren Regenkinder
und manchmal Wolkenbrüche
und manchmal tanzten sie - - -

Sie waren nebelumhüllt und
sonnenbestrahlt und
bunt und in der Nacht
verloren sie - - -

(Und immer rief es irgendwo.)

Sie sind Regenkinder
und manchmal Wolkenbrüche
(gewesen . . . )
und immer strandeten sie - - -


(. . . [n]irgendwo.)

eigenes Gedicht Nr. 8 - Blut an den Händen

Über die Äste
Werfen sich Schatten.
Ich habe auf Ästen gespielt.

Über die Sonnen
Legt sich das Grau.
Ich habe von Sonnen getrunken.

Der Hoffnung
Wachsen Dornen.
Ich habe mich an ihr
gehalten.

Eigenes Gedicht Nr. 7 - [Wind]

Manchmal
umspielt der Wind dein Haar
Und erzählt dir lachend
von einer größeren Welt.
Du trinkst und tanzt und
lachst mit.
Woher er wohl kommt?
Und immer,
wenn er geht
Und wenn er dann schon
gegangen ist
Entgleiten dir Worte
in die []stille.

Eigenes Gedicht Nr. 6 - Was wohl die Engel sich erzählen

Was wohl die Engel sich erzählen
Wenn sie sich unterm Mond
Zur Ruh' gelegt

Was wohl der Himmel leise flüstert
Wenn Winde ihre letzten Grüße
Über Blätter weh'n

Ob wohl auch einer jeden Seele
Die nicht mehr singt
Ein Engel Kunde davon bringt

Was unterm Mond geflüstert
Vom Wind geschrieben
Die Nacht umhüllt

Eigenes Gedicht Nr. 5 - Starre Tränen

Geflossen
Sind der Tränen viele
Einem unbekannten
Ziel
Entgegen
Den Gesetzen
Wurden Tränen
Strahlende Gebilde
Stalagmiten
Ragen salzig
In den Himmel
Und küssen
Mondes Glanz
In der Ewigkeit
Verlieren Tränen
Ihre Namen
Nenn mich
Endlich ganz.


Was ist die Reise wert
Zum tiefsten Ich
Verliert man doch dabei
So viel...
vor allem
Dich.

Eselsohren Nr. 3

>>Die meisten aber lieben, um sich dabei zu verlieren.<<

>>Es riecht nach Tod. Nichts Neues kommt ohne Tod.<<

>>Es kämpfte sich ein Riesenvogel aus dem Ei, und das Ei war die Welt, und die Welt musste in Trümmer gehen.<<


(hermann hesse,demian)

Eigenes Gedicht Nr. 4 - Kalaidoskop

Der Farben viel zu viele
Wildumschlungen
Mehr des Wirs
Im Seeleneinerallerlei
Bleibt dennoch unerkannt
Trifft Gelb nicht Gelb
Und Blau nicht Blau



Farbenspiel ...

Lerne,
mit Farben
zu spielen

Lerne,
bunt zu sein.

eigenes Gedicht Nr. 3 - Traumwelt

Eisig rauscht
Des Waldes Guss
Ein Zauberblau
Ein wilder Fluss

Kalt sind Perlen
Die da glitzern
Wasserspiele
Die da flitzen

Feen, Elfen
Zeigen sich
Ein buntes Meer
Und Vielgesicht-

et Träumerei
In Bäumen
Büschen
Allerlei

Getier, der Wesen
Kaum zu nennen
Da in Gestalt
Nicht zu erkennen

Ein Hauch von Aura
Nur ein Glanz
Ein märchenhaft
Bezaubernd Waldestanz

Ein Reigen voll
Von Kinderträumen
Und Wolkenbilder
Über Bäumen

Ein Rind, das singt
Ein Pferd, das lacht
Ein Kind, das ist
Die Fee der Nacht

Ein See, der schweigt
Ein Wind, der malt
Ein Mann ist
Der den Tag bewacht

Und Sonnengrüße
Überall
In diesem Raum
Im Weltenall.

eigenes Gedicht Nr.2 - seiltanz

So manch ein Wesen ungeschickt
Beim Seiltanz in die Tiefe blickt

Am Grabe steht dann wohl geschrieben:

Ungeschickt tief geblickt
Unglücklich abgeknickt
Sich dann im Seil verstrickt
Hilflos daran erstickt.

eigenes Gedicht Nr. 1 - liebendes herz

behutsam
fasse an
was da für dich schlägt

behutsam
nehme an
was für dich sich regt

und wenn du nicht sicher
ob deiner kraft
lass frei was

leise sonst
stürbe
in deiner hand

wenn es sich auch
quälen mag lieber
für eine berührung

ist das doch kraft
und zauberei der
verführung

ein spiel noch
ein spiel nur
ein spiel

Gefilmt

Nicht nur, dass die Stimme ganz anders klingt, wenn man sich selbst auf Video hört. Noch viel merkwürdiger ist das Gefühl, sich selbst ganz anders wahrzunehmen, als man auf dem Viedo rüber kommt. Bin ich das? Hab ich tatsächlich noch dieses Leuchten in den Augen? Kann ich wirklich noch so frei und lieb lächeln? Bin ich tatsächlich so lieb? Bewege ich mich tatsächlich nicht so unbeholfen, wie ich mich immer fühle? Bin ich tatsächlich so dünn!? Sehe ich tatsächlich einigermaßen hübsch aus? Bin ich das? Warum sieht man mir nichts von all meinen Gedanken an? Warum sieht man mir meine Ängste nicht an? Únd meine Unsicherheit? Immer denke ich, andere Menschen könnten durch mich hindurch direkt in mein innerstes sehen und das ist es, was mich so unsicher werden lässt. Sie fühlen, was ich fühle, denke ich.

Es ist schwer, zu wissen, was du fühlst.

Warum sieht man mir meine inneren Kämpfe nicht an? Die Welt steht mir offen... Andere Menschen können meine Gedanken nicht lesen (es sei denn, ich schreibe sie). Was sehen sie in mir? Sie nehmen mich nur als das wahr, was sie sehen. Und man sieht mir nichts von meinen Abgründen an, die ich immer, häufig, in mir fühle. Man sieht mir nichts von meiner Angst vor der Zukunft an. Man sieht mir nichts von den Kämpfen an, die ich in meinem inneren ausgetragen habe. Nur manche sehen es vielleicht. Der Zauberer aus dem Park hat es gesehen:

Ich möchte die Seele in den Augen der Menschen sehen.

Man sieht es mir nicht an, dass ich mich oft so alt und erschöpft fühle. Man sieht es mir nicht an, dass ich dem Tod schon oft näher war.. Der Tod... Der Tod... Was ist er? Er ist mir zu einem fremden Wort geworden... Ein unwirklicher Wunsch... Ein Wunsch, an den ich mich kaum noch erinnere. Ein unheimliches Wort. Das Leben ist viel zu kurz. Vita brevis. Man sollte jede Chance nutzen und verdammt, muss man dankbar sein.

zurück und weiter

Das Ziel war nur, zum Leben zurück zu finden, die Musik dafür da. Nein, ich war nicht dort. In den vielen Traumwelten, die ich mir erschaffen hatte, war ich alles mögliche und wenn ich aus ihnen erwachte, war ich doch wieder nur ich und was war dieses Ich? Ein Wesen, das sich im Spiegel betrachtet und nicht so recht weiß, was ihn da aus diesen Augen anstarrt. Warum nur ist darin so viel Trauer?

Und jetzt hat jemand seinen Zauberstab geschwungen oder das Leben hat mich um meine Anstrengung belohnt und mit einem Fingerschnippsen bin ich aufgewacht. Entdecke langsam die vielen Glücksmomente wieder, die es gibt, wenn man sie annehmen kann. Dieses kleine Glück wartet nur an allen Ecken darauf, gesehen und angenommen, eingeatmet und vielleicht auch geteilt zu werden. Wie bunt das Leben ist! Wie viel es zu fühlen gibt. Was es zu entdecken gibt. Wie schön es ist, sich auch mal fallen zu lassen. Geschehen zu lassen. Und zu wissen... In meinem Herzen trage ich nur gute Wünsche, es wird mich also auch auf einem guten Weg zu einem guten Ziel führen, wenn ich ihm rechtschaffen folge. Man beschreitet immer den Weg, der für das Herz bestimmt ist oder den das Herz für einen bestimmt. Und kommt man von diesem Weg ab, schreit das Herz ganz laut und man selbst wird unglücklich. Wie man von diesem Weg abgekommen ist, ist am Ende, wenn man ihn denn wieder gefunden hat, völlig unwichtig. Mit den ersten Schritten auf diesem Weg, ist sowieso alles vergeben, denn das Glück ist viel zu großmütig, um sich zu ärgern und will sich vor allem nicht verdrängen lassen, wo es doch nun - gerade erst - seine neue Heimat im Herzen wieder gefunden hat.

Du hast ein starkes Herz. Es will immer zu dir zurück.

(der zauberer aus dem park)

Eselsohren Nr. 2

"Instinkt, Mr. Williams. Sie erreichen ihr Ziel, weil sie wissen, dass sie es können, weil sie wissen, wohin sie gehen."

"Das ist das Geheimnis: etwas zu wissen.

(sergio bambaren: ein strand für meine träume)

Samstag, 30. September 2006

Umzug

Merkwürdig, wie leicht, alles läuft. Und ich habe dich, du hilfst mir mit allem. Als ob du mir das Leben erklären würdest. Als wäre ich tatsächlich für ein Jahr in einem Elfenbeinturm verschwunden, auf der Suche nach dem Paradies, auf der Suche nach mir selbst, auf der Suche nach meinem Weg. Und nun stehe ich darauf und es heißt: Loslaufen. Wie merkwürdig, wie leicht auf einmal alles läuft. Kein Kampf mehr. Ich werde geführt und bin es doch selbst, die geht. Und ich lasse meine Gedanken weniger fahren. Ich bin ganz gerne mit ihnen da, wo ich auch wirklich bin. Es ist ok. Es ist alles ok. Es wird gut. Es liegt nur an mir. Was macht es schon, so zu sein, so wie ich, so ein bisschen viel zu arg verträumt? Was wäre ich ohne dich? Ich glaube, ich würde dennoch zurecht kommen. Aber es würde sich beängstigender anfühlen. Wie merkwürdig, dass du eigentlich immer da warst.

---

Ankunft


Irgendwann blieb der Wind einfach stehen, umwirbelte mich mit einem letzten Gruß, tanzte um mein Gesicht, über meine Wangen, umspielte mein Haar und wirbelte es mit sich, hielt sich daran fest und flüsterte mir dann lachend die Ankunft ins Ohr:

"Du bist jetzt da. Bis hierhin habe ich dich geführt, so wie du dich hast führen lassen. Manchmal habe ich mit dir gespielt und du folgtest mir wie ein loses Blatt, das von seinem Baum getrennt wurde, und ich habe dich in einem lustigen Spiel durch die Lüfte gewirbelt, dich von ganz oben nach ganz unten fallen lassen und immer wieder hoch gehoben. Entschuldige mir dies kleine Vergnügen. Hier aber muss ich dich verlassen und auch du spürst es ganz deutlich, spürst es schon lange, dass die Zeit gekommen ist, da ein anderer Wind weht. Es ist der Wind deines Atems, er führt dich in die Richtung deines Herzens."

Darum bleibe ich nun stehen und packe meine Koffer, packe das ein, wovon mein Herz mir sagt, dass es ohne das nicht sein will und lausche noch, ob der Wind nun wirklich weg ist, ob ich nun wirklich meine ersten, zaghaften Gehversuche wagen kann. Und etwas wacklig noch vom Spiel, welches der Wind mit mir spielte, etwas unsicher noch, etwas zögerlich und ängstlich, nicht sicher, ob meine Beine mich auch tragen, setze ich mich langsam in Bewegung und stelle mit jedem weiteren Schritt fest, dass Bewegung Leben ist, dass ein jeder einzelne Schritt mich weiter bringt, dass ich mit jedem einzelnen Schritt lebe und lausche dem Wind meines Atems, damit er mich in die Richtung meines Herzens bringt.

Kurzschlüssiges

Manchmal frage ich mich, was so viele Falten um deine Augen herum hat entstehen lassen. Das Lachen war es nicht. Die Falten bilden richtige Berge und Täler auf deiner Stirn und deine Augen hängen tief.
Manchmal frage ich mich, wenn du wieder so schwer atmest, und alles, was du sagst, so langsam vor sich hin kriecht, was nur dein Herz so hat werden lassen.
Ich spüre, dass es ganz verschlossen ist. Lass es frei, bevor es zu spät ist. Verzeih dir, wenn du kannst. Aber dazu musst du zuerst ehrlich zu dir sein... Du müsstest... Vor dir selbst niederknieen und dich um Vergebung bitten.

Worte der Liebe

"..., aber interessant, wo du die Liebe suchst."

Hat meine Zuwendung an die Musik und an die Bücher, meine Flucht vor dem Leben, etwas damit zu tun, dass ich nicht mehr lieben kann? Wie sich das anhört... Man könne nicht mehr lieben. Bedeutet doch alles die Liebe. Ist die Liebe doch alles, was man braucht. Weniger die, welche man bekommt, als die, welche man geben kann. Einer, der reich an Liebe ist, die nur im Sinn hat, frei zu sein, sich zu verschenken, wird nie arm sein, selbst wenn sie ihm nicht erwidert wird. Und man kann doch nur reich sein, wenn man sich selbst los lässt. Wenn man keine Angst mehr hat, irgend etwas zu verlieren.

...Du... Ich weiß nicht, ob du einfach nur gedankenlos bist, oder ob dich das Leben mit goldenen Mündern küsst oder ob du das Leben mit goldenem Munde küsst, oder ob du nicht auch im Herzen so viele Zweifel, so viele Ängste trägst wie ich.

...Du... Gehst wohin? Ich bin losgelaufen. Und wie! Bin erschöpft. Lass mich doch ein wenig ausruhen... In Büchern... In der Musik.

Eselsohr Nr. 1

>>...dass die Antworten auf Fragen nach dem Glück in unerem Geist unklar sind, weil wir manchmal etablierten Ideologien folgen, selbst wenn wir vielleicht in unserem Herzen nicht daran glauben.<<

>>Die Gabe der Rede wurde der Menschheit verliehen, damit wir einander verstehen, ..., und nicht, um uns zu verwirren. Wieviel einfacher wäre es gewesen, wenn wir, statt Geschichten zu lernen, die die Völker dieser Welt spalteten, die Sprache des Herzens gelernt hätten und wüssten, dass wir alle nach denselben Antworten suchen.<<


(aus: sergio bambaren - ein strand für meine träume)

Erster Versuch

Hier werden uninteressante Gedanken, Gedichte, Texte, Gejammer und alles, was mir noch so in den Sinn kommt, abgeladen. (Viel ist es nicht mehr). Dieser Blog ist frei von Qualität und reich an weltfremden Belanglosigkeiten. Er wird sehr sporadisch geführt werden, denn das Schreiben im Internet ist die sicherste Methode, sich selbst sinnvoller Zeit zu berauben. Dennoch brauche ich es ab und zu, mir die Welt aus der Seele zu kotzen. Aber das sollte niemanden interessieren und niemand sollte sich daran stören.

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